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Destatis, die amtliche deutsche Statistikanstalt, betreibt ein laufendes Monitoring der Sterbefälle. Die Methode zur Detektion von Übersterblichkeit wurde im Juli 2021 gewechselt, sodass seitdem die Vergleichswerte aus den Medianen der Vorjahre anstatt wie zuvor aus den Mittelwerten berechnet werden. Diese Änderung führt zu einem systematischen Fehler, und er ist nicht der einzige.

Destatis begründet seinen Schritt mit einer angeblich geringeren Anfälligkeit “gegenüber Sonderentwicklungen und Ausreißern” und fügt hinzu: “Der Rückgriff auf den Median ermöglicht somit eine aussage­kräftigere Einordnung der aktuellen Sterbe­fallzahlen“.

Ganz anders sieht das der Wirtschaftsinformatiker Marcel Barz alias “der Erbsenzähler”, der die Sache schon längere Zeit verfolgt. Mit Heatmaps illustriert er, dass Destatis auf Basis der Mediane eine scheinbare Übersterblichkeit detektiert. Daher hatte er eine offizielle Anfrage gemäß Informationsfreiheitsgesetz gestellt. Eine eindrückliche Beschreibung der Reaktionen seitens der öffentlichen Stellen gibt er in diesem Interview ab. In die gleiche Richtung zielt eine umfassende Kritik, die der Datenanalytiker Raimund Hagemann in seinem jüngsten Video verbreitet. Die Ausarbeitung beeindruckt mit argumentativer Wucht und Detailreichtum, und “Real Data Hero” deckt noch weitere Ungereimtheiten auf.

Offenbar liegen die Mittelwerte meist über den Medianen. Der Grund liegt in der mathematischen Beschaffenheit der Sterbezahlen. Sie weisen eine schiefe Verteilungsfunktion auf. Schief bedeutet hier, es gibt ausgehend vom Median höhere Ausreißer nach rechts als nach links.

In den sommerlichen Phasen mit niedriger Sterblichkeit aber einzelnen Hitzewellen ist die Schiefe ebenfalls vorhanden, wobei der Mittelwert niedriger liegt.

Offensichtlich hat Destatis mit dem Wechsel zu Medianen seine Methodik verschlimmbessert, und als Folge wird die Sterblichkeit systematisch überschätzt, ganz so wie Barz und Hagemann es beobachten.

Man hätte darum zu einem Zeitpunkt, als die Impfkampagne auf Hochtouren lief und schwerste Einschränkungen der Grundrechte geschehen waren, eingestehen müssen, dass die nüchternen Zahlen der “epidemiologischen Notlage von nationaler Tragweite” längst die Grundlage entzogen hatten.

Die politische Agenda ging aber in die entgegengesetzte Richtung. In jenen Tagen wurde weiterhin Hysterie geschürt, die Impfung als Erlösung verheißen, die Boosterung vorbereitet und alle Schuld den Ungeimpften in die Schuhe geschoben. Diesem Treiben entgegenzutreten, hätte Mut erfordert, und so zog man es anscheinend vor, kurzerhand den Rechenmodus zu wechseln, auch wenn das einer fachlichen Deklassierung gleichkam.